Die Wegzeichen, Symbole und Markierungen meiner Zeit
Geht man mit offenen Augen durch Stadt, Flur und Wald, kann man die merkwürdigsten Zeichen, Symbole und Markierungen finden, seien sie von der Natur oder von Menschenhand bewusst oder per Zufall geschaffen. Finden bedeutet neue Perspektiven oder Altbekanntes mit neuen Augen entdecken. Neues entdecken kann man auch im Altbekannten, auf dem täglichen Stadtgang, in der Wohnung oder im eigenen photographischen Archiv – so wie mit dem Portfolio »Signs«.
Siehe hierzu auch der Artikel Die Zeichen, Symbole und Markierungen meiner Zeit. Das gesamte Portfolio besteht aus 130 Photographien 30 x 45 cm, die zwischen 1979 und 2023 entstanden sind. In dieser Übersicht stehen 30 als Indexprint und als Einzelbilder zur Ansicht bereit. Die Bilder sind auch als gedrucktes Künstlerbuch mit 156 Seiten im Format 30 x 21 cm im Jahr 2023 erschienen. Weitere Informationen zu den Original-Prints und den Künstlerbüchern finden Sie im Support.
Das Portfolio ist erstmals öffentlich in der Einzel-Ausstellung »Signs – Vom Licht getroffen« im »Atelier André Kirchner« in der Grunewaldstraße 15, 10523 Berlin, vom 11. Mai bis 22. Juni 2024 (Öffnungszeiten: Mi, Fr, Sa 16‐18, Do 18‐20 Uhr), zu sehen. Die Vernissage findet am 10. Mai 2024, 17 bis 20 Uhr statt. (Dokumente) Zur Pressemitteilung.
Einzelbilder
Die Zeichen, Symbole und Markierungen meiner Zeit
Das Gehen geht dem Weg, der Zeit, dem Raum, der Erfahrung, dem Wort, dem Wissen, der Welt voraus. … Der Weg ist das Ergebnis der Metamorphose des Gehenden: Wer geht, verwandelt sich in den Weg. Der Weg ist die Welt selbst. [Aurel Schmidt]
Geht man mit offenen Augen durch Stadt, Flur und Wald, kann man die merkwürdigsten Zeichen, Symbole und Markierungen finden, seien sie von der Natur oder von Menschenhand bewusst oder per Zufall geschaffen. Finden bedeutet ursprünglich »einen Weg betreten«, das heißt auf den eigenen Füßen neue Perspektiven oder Altbekanntes mit neuen Augen entdecken. Neues entdecken kann man auch im Altbekannten, auf dem täglichen Stadtgang, in der Wohnung oder im eigenen photographischen Archiv – so wie mit dem Portfolio »Signs«.
Ein Zeichen ist im weitesten Sinne etwas, das auf etwas anderes hindeutet, etwas bezeichnet und somit eine Bedeutung hat, die wir als Menschen verstehen können. Als Beispiel dient mein Bild mit dem Straßenschild »Zeichen 102 Kreuzung oder Einmündung mit Vorfahrt von rechts«. Es handelt sich nicht um ein Verbot, sondern um eine Warnung. Wovor gewarnt wird, ist aber mitten im Maisfeld nicht erkennbar.
Ein Symbol (oder auch Sinnbild) hingegen zeigt, wofür es steht. Es hat einen tieferen Sinn für einen Begriff oder Vorgang, oft ohne erkennbaren Zusammenhang mit diesem. Es bedeutet nur etwas, weil die Menschen die Bedeutung gelernt haben oder sie durch Gewohnheit zustande kommt. Ein Symbol kann für etwas aus der richtigen Welt stehen oder für ein Gefühl oder für einen Gedanken. Ein Symbol ist zum Beispiel das Kreuz als Zeichen für das Christentum. Allerdings vermutet man es nicht mitten im Wald.
Die Arten, wie Menschen ihre Territorien mit Markierungen versehen, wie sie Landschaften in Besitz nehmen, ähneln sich überall. Wenn man mitten im Wald an einem Tipi aus Ästen vorbeispaziert, versteht man die Botschaft sofort: Ich war hier, dieser Fleck Erde ist meiner, zumindest für kurze Zeit. Anders die Wildtiere, sie markieren ihr Revier mit Duftstoffen, auf Verkehrsflächen kennen wir die Bodenmarkierungen.
Es ist eine Binse – ohne Licht wären die vorliegenden Photographien nicht entstanden; schließlich heißt Photographie übersetzt Schreiben mit Licht. Im Dunklen wäre das Negativ nicht geschwärzt worden; also habe ich nicht die Zeichen, sondern das von ihnen ausgehende Licht im Sinne einer dokumentarischen Aufzeichnung fotografiert. Aber in jedem guten Bild steckt etwas, das sich nicht allein auf den Bildgegenstand beschränkt, sondern eigene Gefühle, Erfahrungen und das Unbewusste des Autors mit einschließt. Dann verliert der fotografierte Gegenstand seine Bedeutung.
Oder wie es Caspar David Friedrich formulierte »Der Maler soll nicht bloß malen, was er vor sich sieht, sondern auch was er in sich sieht, sieht er also nichts in sich, so unterlasse er auch zu malen, was er vor sich sieht«. Ob diese Wahrnehmung zwischen Sichtbarem und Unsichtbarem, zwischen Oberfläche und dem dahinter liegenden Inhalt, auch für die vorliegenden Photographien der Serie »Signs« zutrifft, möge der Rezipient für sich selbst entscheiden.
Die drei Bezeichnungen Zeichen, Symbole und Markierungen werden mehr oder weniger nicht einheitlich verwendet. Das trifft auch auf meine Photographien zu; eine Aufteilung in drei Kapitel wäre deshalb nicht angemessen. Die 130 Photographien in dem Künstlerbuch der Serie »Signs – Vom Licht getroffen« aus 43 Jahren sind zeitlich von 1979 bis 2022 geordnet und impulsiv in sieben Kapitel eingeteilt.
Die Spielenden sind bereit; wenn ihr sie werdet sehen, versteht ihr alles schon, was ihr nur wollt verstehen [William Shakespeare]