Bei den Bildern des Portfolios »Sommer in einer Hand« geht es nicht nur um das visuelle Erlebnis auf dem Lande, sondern getreu dem Motto von Alexander von Humboldt »Die Natur muss gefühlt werden«, auch um die haptische Wahrnehmung der Natur. Die Hand spielt eine große Rolle, etwa durch Überstreichen der Oberfläche und Nachfahren der Konturen. Die sinnliche Erfahrung als Ergänzung zu der visuellen Wahrnehmung. Weitere Informationen siehe Artikel Auf vertrauten Wegen.
Das gesamte Portfolio besteht aus 64 Photographien 30 x 45 cm. In dieser Übersicht stehen 25 als Indexprint und als Einzelbilder zur Ansicht bereit. Die Bilder sind auch als gedrucktes Künstlerbuch mit 80 Seiten im Format 42 × 30 cm erschienen. (2015). Die Aufnahmen entstanden 1985 im Landkreis Minden-Lübbecke in Ost-Westfalen. Weitere Informationen zu den Original-Prints und den Künstlerbüchern finden Sie im Support.
Das Portfolio war erstmals öffentlich in der Ausstellung »Fünf Künstler – ein Ort – vier Wochen« im Roxy-Palast in Berlin-Friedenau, vom 12. April. bis 12. Mai 2018, zu sehen (Dokumente).
Einzelbilder
Auf vertrauten Wegen
Bemerkungen zur Serie »Sommer in einer Hand«
Die Natur muss gefühlt werden [Alexander von Humboldt]”
Im Sommer 1985 fuhr ich mit dem Fahrrad die Spuren meiner Kinderzeit und Jugendjahre auf dem Lande in Ost-Westfalen ab. Auch wenn ich seit Jahren in der Stadt lebe, spielte in dieser Serie die Natur, so wie ich sie auch heute noch in Erinnerung habe, die Hauptrolle.
Meine eigene Hand in den Bildern deutet natürlich den persönlichen Bezug an, aber auch ein mir und den Orten fremder Betrachter kann sich, so glaube ich, mit den Bildern identifizieren. Das Betasten und Erkunden der Natur mit der Hand ist eine Sache für sich, aber gleichzeitig wird die Natur grundsätzlich so gelassen wie sie ist.
Die Erinnerungen an die erlebte Natur der Kindheitstage sind vielfältig und die vorliegenden Photographien können nur einen kleinen Einblick davon geben. Frühmorgens mit dem Fahrrad auf dem Butterblumenweg unterwegs; die Sonne hat es noch nicht ganz geschafft, den aufsteigenden Nebel von den feuchten Wiesen an der Großen Aue zu vertreiben. An der Pappelalle beginnt der ›Hafer zu stechen‹, der Mais blüht und das Kornfeld wogt leise im Wind.
Im angrenzenden Torfmoor ist die Versuchung groß, einen Strauß ›Scheiden-Wollgras‹ (Eriophorum vaginatum) zu pflücken und dazu passenderweise einen ›Schwarzen Lampenputzer‹ (Pennisetum alopecuroides) mitzunehmen. Auf dem Rückweg bot sich eine Pause an, um an der Brombeerhecke wohlschmeckende Beeren zu pflücken. Mittlerweile stand die Sonne hoch am Himmel und auf den Wiesen war das Heu bereit für die Ernte. Der Geruch des frischen Heus aus der Kindheit wird für ewig in Erinnerung bleiben.
Ähnlich der zwei Jahre zuvor entstandenen Serie »Møns Klint« geht es auch in der vorliegenden Serie »Sommer in einer Hand« nicht nur um das visuelle Erlebnis auf dem Lande, sondern auch um die haptische Wahrnehmung der Natur. Wieder spielte die Hand eine große Rolle, etwa durch Überstreichen der Oberfläche, Nachfahren der Konturen und Umfassen und Drücken. Die sinnliche Erfahrung als Ergänzung zu der visuellen Wahrnehmung.
Die Schwärmerei für die Natur kommt von der Unbewohnbarkeit der Städte [Bertolt Brecht]